„Im Grunde nur spazieren gegangen“
Am Donnerstag verwandelten Studierende des Ottilie-Schoenewald-Weiterbildungskollegs die Mensa in einen Ort der Kultur und Begegnung, als sie vor dem gut gefüllten Saal eine Lesung ihrer eigenen Texte durchführten. Im Rahmen des Literaturunterrichts hatten sie sich mit Schulkollegen, die erst kurz in Deutschland leben, zusammengetan und die Begegnung literarisch verarbeitet. Texte über diese Begegnung, Texte, die geflüchteten Kollegen eine Stimme geben, und Texte, die sich mit der eigenen Einstellung zu dieser neuen Bevölkerungsgruppe befassen, wurden vorgetragen. Durchgehend war die Erkenntnis, dass es sich gar nicht um eine Bevölkerungsgruppe handelt, sondern um Individuen, und dass es sich lohnt sie kennen zu lernen.
Ehemalige Zeitsoldaten, die ausdrücklich vor „diesen Menschen“ in den Krisenregionen gewarnt worden waren und nun eines Besseren belehrt werden, kamen ebenso zu Wort wie junge Menschen, die „eigentlich keinen großen Unterschied“ zwischen sich und den zugereisten Kollegen erkennen können.
Wie ein roter Faden zog sich der Respekt vor dem, was die Gesprächspartner erlebt haben und erleben durch die Lesung. „Natürlich hatten wir zunächst Sorge, jemandem zu nahe zu treten“, berichtete eine Studierende. So haben sie teilweise mit ihren Gesprächspartnern gemeinsam nach Fragen gesucht, die auch beantwortbar wären. Aber dann war es in den meisten Fällen viel einfacher als gedacht, wie eine Kollegiatin schreibt: „Im Grunde bin ich ja nur mit zwei netten Menschen aus meiner Schule spazieren gegangen, nicht mehr und nicht weniger.“
Die Offenheit, Freundlichkeit und die Freude an dem Erlebnis der Begegnung war der ganzen Veranstaltung anzumerken – eine gelungene Begegnung sehr verschiedener Menschen.